Die Ausstellung
WIR WAREN NACHBARN – Biografien jüdischer Zeitzeugen
Die Dauerausstellung beschäftigt sich mit dem Leben der Schöneberger und Tempelhofer Juden bis 1945. Mit sehr persönlichen Fotos und Dokumenten werden die Familiengeschichten aus Sicht der Zeitzeugen oder ihrer Angehörigen erzählt. All die Facetten, die den Alltag bestimmten, werden sichtbar: Erinnerungen an Schule, Arbeitsplatz und Freundschaften. Und es wird sichtbar, wie mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nach und nach Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung ihr Leben bestimmte – bei vielen bis hin zur Deportation und Ermordung.
Diejenigen, denen die Flucht ins Exil gelang, berichten davon, unter welchen Bedingungen sie sich als Flüchtlinge beispielsweise in Shanghai, den USA oder Südamerika zurechtfinden mussten, aber auch, wie ihr Lebensweg nach 1945 weiterging.
Über 150 biografische Alben bilden das Zentrum der Ausstellung. Biografien von Prominenten, wie die des Nobelpreisträgers Albert Einstein, der Schriftstellerin Nelly Sachs, dreier Mitglieder der Comedian Harmonists, der Fotografin Gisèle Freund oder des Regisseurs Billy Wilder liegen neben denen von weniger bekannten Schönebergern oder Tempelhofern. Sie alle waren nach 1933 der rassistischen Verfolgung ausgesetzt.
Wie in einer alten Bibliothek kann man die Alben in ruhiger Atmosphäre durchblättern und lesen. Umrahmt wird der Ausstellungsraum von kleinen Karteikarten, auf denen sich, straßenweise geordnet, die Namen der über 6 000 Deportierten aus dem Bezirk finden.
Durch die Kombination der verschiedenen Elemente stellt die Ausstellung einen einzigartigen Ort der Erinnerung an die damaligen Nachbarn dar. In der gläsern überdachten Ausstellungshalle des Rathauses Schöneberg hat diese Erinnerung ihren festen und würdigen Platz gefunden.
In Rahmenprogrammen zu jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkten werden einzelne Aspekte vertiefend beleuchtet. So standen z. B. 2011 jüdische Juristen und 2012 jüdische Ärzte im Mittelpunkt, 2014 lag der Focus auf Juden im Ersten Weltkrieg.
Unter dem Titel „Flüchtige Kindheit“ widmet sich das Rahmenprogramm der Ausstellung in seinem Jahresschwerpunkt 2017 dem Thema der Kindheit unter den Bedingungen von Verfolgung, Flucht und Exil.
Weitere Informationen auf: www.wirwarennachbarn.de
Fotos © Gerhard Haug, Berlin 2011
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